Von Melanie 2024 November, 25

KI-Umfrage: Wie fit ist die bayerische Anwaltschaft?

Der Legal-Tech-Markt in Deutschland ist im Aufschwung, deshalb ist genau jetzt der richtige Moment, um den Anwaltsmarkt unter die Lupe zu nehmen – was treibt die Kanzleien an, wo stehen sie in Sachen Digitalisierung, und wie bereit sind sie für die kommenden Innovationen?

Symbolbild: Anwalt und der Umgang mit KI

In Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Anwaltverein (BAV), der Arbeitsgemeinschaft IT-Recht im Deutschen Anwaltverein (davit) und Noerr haben wir im Sommer über 650 Anwält:innen befragt. Ziel war es, die „KI-Fitness“ der bayerischen Rechtsanwält:innen sowie der deutschen IT-Rechtsanwält:innen zu ermitteln.

Neben dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) wurde auch die generelle Nutzung von digitalen Werkzeugen und Cloud-Software abgefragt. Dabei standen die Nutzung, die Nutzungsbereitschaft sowie die Herausforderungen und Ziele dieser digitalen Technologien im Vordergrund. Darüber hinaus wurden Themen wie die Budgetplanung und die Einschätzung der Bedeutung dieser Innovationen für den juristischen Alltag untersucht.

Der folgende Einblick in die Umfrageergebnisse bietet nicht nur eine erste Einschätzung der KI- und Digital-Fitness der ausgewählten deutschen Anwaltsvereine, sondern zeigt auch klare Unterschiede im Umgang mit digitalen Tools und Künstlicher Intelligenz zwischen den beiden Gruppen auf.

Nutzung digitaler Hilfsmittel

Während bereits 93% der bayerischen Anwält:innen neben den Standartanwendungen wie Textverarbeitung, Internetauftritt, E-Mail und beA weitere digitale Hilfsmittel nutzen, sind es bei den IT-Rechtsanwält:innen sogar über 99%.  Am häufigsten werden dabei Kanzleisoftware und elektronische Aktenführung angeführt.

BAV: Benutzung digitaler Hilfsmittel
davit: Benutzung digitaler Hilfsmittel

Einsatz von Cloud-Software

Den allgemeinen Einsatz von Cloud Software bejahen 45% der bayerischen Anwält:innen, während über 80% ihrer IT-Recht-Kolleg:innen hier zustimmen. 

Allerdings ist bei der Frage nach dem Einsatz von Cloud Software aufgrund der DSGVO auch die Differenzierung nach dem Serverstandort rechtlich relevant. Nur rund 4 % der bayerischen Anwält:innen geben an, US-basierte Cloud-Services zu nutzen, während bei den IT-Rechtsanwält:innen ca. 17 % dies bestätigen. Es bleibt offen, ob die technisch versierten IT-Rechtler sich nur bewusster sind, wo ihre Software gehostet wird, oder ob sie tatsächlich mutiger sind, wenn es um die Datenverarbeitung auf US-amerikanischen Servern geht. 

BAV: Derzeitige und geplante Nutzung von Cloud Software
davit: Derzeitige und geplante Nutzung von Cloud Software

Einsatz von Künstlicher Intelligenz

Die größte Diskrepanz zwischen den Gruppen zeigt sich beim Einsatz von KI. 84 % der IT-Rechtsanwält:innen setzen auf KI-basierte Lösungen, während dies bei den bayerischen Anwält:innen nur 38 % tun. Die mit weitem Abstand meistgenannten KI-Tools sind hier DeepL und ChatGPT. 

BAV: Einsatz von KI mit Angaben von Dauer und Spezifikation der Tools
davit: Einsatz von KI mit Angaben von Dauer und Spezifikation der Tools

Budgetplanung und Bedeutung von KI

Obwohl viele Anwält:innen die Bedeutung von KI erkennen – 77 % (bzw. 93 %; davit) messen ihr eine große bis sehr große Bedeutung bei – planen nur wenige ein Budget für KI im kommenden Jahr ein. Dieser starke Kontrast verdeutlicht sich nochmals bei der Frage nach der (geplanten) Nutzung von KI: 37% der befragten bayerischen Anwält:innen nutzen KI weder, noch planen sie deren Einsatz in Zukunft.

BAV: Geplante Verwendung von KI und das dafür bereitgestellte Budget in 2024/2025
davit: Geplante Verwendung von KI und das dafür bereitgestellte Budget in 2024/2025

Veränderungen im Vergütungsmodell

Die „Billable Hours“, also die Abrechnung nach Zeit, ist nach wie vor ein gängiges Modell unter Anwält:innen. Vor dem Hintergrund digitaler Innovationen und der damit verbundenen Effizienzsteigerung muss man sich jedoch fragen: Ist dieses Vergütungmodell zukunftsfähig? Und was wird sich daran ändern?

Auch hierzu äußerten sich die befragten Anwält:innen. Die häufigsten Antworten zeigen, dasseinerseits weniger abrechenbare Zeit pro Mandant erwartet wird, andererseits aber erwartet wird, dass Festpreisabrechnungen das zeitbasierte Modell zunehmend ablösen werden.

BAV: Geplante Verwendung von KI und das dafür bereitgestellt Budget in 2024/2025
davit: Geplante Verwendung von KI und das dafür bereitgestellt Budget in 2024/2025

Herausforderungen und Chancen im Umgang mit KI

Zusammenfassend kann man sagen: Die Umfrage zeigt, dass viele Anwält:innen das Potenzial von Künstlicher Intelligenz erkennen, aber oft noch zögern, die Technologien tatsächlich einzusetzen oder darin zu investieren. Die Herausforderung besteht darin, die Vorteile der KI zu nutzen, ohne rechtliche und datenschutzrechtliche Vorgaben zu vernachlässigen. 

Diese Ergebnisse verdeutlichen, dass jetzt die perfekte Zeit ist, gezielt in vertrauenswürdige und zukunftsfähige Innovationen zu investieren und den Rechtsmarkt von morgen zu gestalten.

Möchten Sie mehr über die Ergebnisse der Umfrage erfahren und tiefer in die Analyse der Digitalisierung im Anwaltsmarkt eintauchen? Die vollständige Studie mit weiteren Einblicken finden Sie hier:

BAV KI-Umfrage herunterladen davit KI-Umfrage herunterladen