Von Alex 2024 Juli, 24

Interview mit SUMM AI

Wir haben Flora und Vanessa von SUMM AI einige Fragen zu ihrem Start-up gestellt.

Die Mitbegründerinnen Vanessa Thiel und Flora Geske sitzen während des LTC-Interviews nebeneinander.

Wie würdet ihr euer Unternehmen in einem Satz beschreiben?

Flora: SUMM AI ist das DeepL für einfache Sprache. Wir machen die Welt für jedermann mit verständlichen und zugänglichen Texten auf Knopfdruck verständlich.

Welche Probleme wollt ihr lösen und wer sind die Hauptzielgruppen?

Flora: Allein in Deutschland gibt es mehr als 10 Millionen Menschen, die auf Leichte Sprache angewiesen sind, um sich im Alltag zurechtzufinden, weil sie zum Beispiel eine Lernbehinderung haben, bildungstechnisch benachteiligt sind oder Deutsch als Zweitsprache sprechen. Deshalb sind sie in der Regel von wichtigen Informationen in unserer komplizierten Alltagssprache ausgeschlossen. Es ist darum wichtig, dass es für öffentliche Einrichtungen und auch für private Unternehmen gesetzliche Verpflichtungen gibt, Leichte Sprache anzubieten. Genau das sind unsere Zielkunden. Wir vermarkten unsere Lösung an sie, damit sie die gesetzlichen Anforderungen erfüllen.

Wie seid ihr auf die Idee gekommen und was hat euch dazu inspiriert damit anzufangen?

Flora: Während unseres Studiums an der TU München haben wir uns viel mit KI beschäftigt und beschlossen, unsere Fähigkeiten und Wissen über KI einzusetzen, um ein gesellschaftlich relevantes Problem zu lösen. In meiner Familie haben wir auch dieses Problem: Meine Tante gehört zur Zielgruppe der leichten Sprache, weil sie bildungsbenachteiligt ist. Wir haben eigentlich angefangen, das für sie zu bauen und dann gemerkt, dass das ein großes Problem in der Gesellschaft ist, für das es eine Lösung braucht. Und diese bieten wir jetzt an.

Was war die schwierigste Hürde, die ihr am Anfang überwinden musstet?

Vanessa: Wie Flora schon gesagt hat, haben wir direkt nach der Uni als Erstgründerinnen angefangen. Ich denke, das war das schwierigste. Es war nicht leicht Leute und deren Wissen zu finden, die schonmal etwas in diese Richtung gemacht haben, um uns dabei helfen zu können, was unsere nächsten Schritte sein sollten. Und ich glaube eine große Hürde ist es dann auch, die Dinge, die sie einem sagen, zu akzeptieren. Man muss einige Fehler erstmal selbst machen, um dann zu verstehen “Ah, das haben sie gemeint”. Der Aufbau eines Netzwerks von Mentoren und von Menschen mit Gründungserfahrung, wie wir sie auch hier bei der UnternehmerTUM finden können, war eine große Hürde, die es erstmal zu überwinden galt. Und ich denke, jetzt geht es darum, die richtigen Leute für unser Team zu finden, unser Team zu vergrößern und jemanden zu finden, der an die gleiche Mission glaubt wie wir – jemand der mit uns die Welt verändern will.

Welche Meilensteine habt ihr erfolgreich gemeistert?

Vanessa: Ich denke, der erste und wichtigste war, den ersten zahlenden Kunden zu finden. Es war ein großer Erfolg für uns zu sehen, dass es tatsächlich Menschen, Unternehmen und Institutionen gibt, die bereit sind, für etwas zu bezahlen, dass wir geschaffen haben. Das war ein großer erster Meilenstein.

Flora: Absolut. Vor allem im B2G-Sektor, wo uns gesagt wurde, dass es sehr schwierig ist, als junges Unternehmen an die Regierung zu verkaufen und wir aber genau das geschafft haben. Das war großartig. Aber was auch super ist, ist unser Team. Vor sechs Monaten haben wir unseren ersten Vollzeitmitarbeiter gefunden, mit dem unser Team jetzt auf über zehn Mitglieder gewachsen ist. Das sind Meilensteine, die wir auch als Team feiern und auf die wir sehr stolz sind.

Woran hapert es derzeit noch, wo sind die Hürden oder Barrieren?

Vanessa: Gerade als bootstrapped Start-Up versuchen wir, den richtigen Weg zu finden, um uns sowohl in rechtlicher und steuerlicher Hinsicht, als auch im operativen Geschäft zu professionalisieren. Das ist ein Bereich, den wir gerade aufbauen und es ist eine große Hürde hierzu die richtigen Leute zu finden, die uns dabei helfen.

Flora: Ja, die richtigen Leute für unser Team zu finden ist schwierig. Es ist ein Kampf um Talente. Wir sind ein KI-Technologieunternehmen, das auch Entwickler und Datenwissenschaftler als Angestellte braucht. Und die sind im Moment einfach sehr gefragt.

Wo wollt ihr in Zukunft hin und was ist euer Hauptziel?

Flora: Unsere Mission ist es, die Welt für alle verständlich zu machen. Und wenn ich Welt sage, dann meine ich das wörtlich. Leichte Sprache ist ein Konzept, dass es in vielen Sprachen gibt, nicht nur im Deutschen. Wir schauen uns also verschiedene Sprachen an und überlegen, wir wir Menschen, die von wichtigen Informationen im Englischen, Französischen oder Spanischen ausgeschlossen sind, einen Mehrwert bieten können. Unser Hauptziel ist es also, uns die Welt wirklich anzuschauen und zu versuchen, sie für alle verständlich zu machen.

Wie seid ihr in das Ökosystem von UnternehmerTUM, TUM Venture Labs und Legal Tech Colab gekommen?

Vanessa: Also ich glaube, dass wir so ziemlich ganzen Weg durch das UnternehmerTUM-Ökosystem gemacht haben. Wir haben mit den Programmen von XPLORE und XPRENEURS angefangen und darüber dann Beziehungen zu den TUM Venture Labs geknüpft, wo wir Mentoren und alles andere bekamen. Wir haben also das gesamte Ökosystem genutzt und von vielen Dingen profitiert.

Welche Türen haben sich für euch durch die Verbindung zur UnternehmerTUM, den TUM Venture Labs und dem Legal Tech Colab geöffnet?

Flora: Ehrlich gesagt, unzählige. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Wir haben potenzielle Investoren und Kunden getroffen und vor allem Mentoren und Leute, die uns in ihr Netzwerk eingebunden haben und uns dabei geholfen haben, Kontakte zu finden. Sie haben uns auch Ratschläge aus ihrer eigenen Gründungserfahrung gegeben, das waren wirklich wertvolle Ratschläge, zum Beispiel, was man tun sollte und was nicht. Und das sind nur ein paar Beispiele für die vielen, vielen tollen Menschen, die uns bisher aus dem Ökosystem unterstützt haben. Und es werden immer mehr.

Vanessa: Und vielleicht auch, dass wir von einem Hub wie dem Munich Urban Colab aus zusammenarbeiten und andere Start-Ups kennenlernen können. Besonders durch die Programme, die wir gemacht haben, hat man immer jemanden in seiner Peergroup, den man fragen kann: “Hey, hast du das oder das schonmal gemacht?”. So kann man Ideen und Wissen austauschen. Also ich denke, das ist auch ein sehr wichtiger Teil.

Wie kann das Legal Tech Colab euch auf eurem Weg unterstützen?

Flora: Eine wichtige Sache ist, dass wir durch das Legal Tech Colab die Möglichkeit haben, im Munich Urban Colab zu arbeiten. Das ist ein großartiger Ort, an dem man viele Start-Ups treffen kann und auch sein Team kann man man mit diesem tollen Gebäude ein wenig beeindrucken.

Vanessa: Dann können wir unsere Lösung auf den Event-Stages zeigen. Dort trifft man viele neue Leute, die zu Kunden, Investoren oder Teammitgliedern werden können. Durch das Legal Tech Colab haben wir einfach einen Ort, an dem wir uns zeigen können.

Flora: Und was die Kunden betrifft, so können wir auch Anwendungsfälle im juristischen Bereich erkunden. Ich glaube, komplizierte Sprache ist etwas, das im juristischen Bereich sehr tief verwurzelt ist. Es ist daher für uns wirklich interessant, mit verschiedenen Leuten aus diesem Bereich zu sprechen und zu bewerten, ob wir dort einen Mehrwert bieten können.

Was hat sich für euch persönlich geändert, seitdem ihr euer Unternehmen gegründet habt?

Vanessa: Ich war früher ein sehr schüchterner und zurückhaltender Mensch. Selbst in der Schule hätte ich nie eine Frage gestellt oder so. Und jetzt, erst vor ein paar Wochen, hatte ich ein Treffen mit dem Beirat eines großen Unternehmens und ich war aufgeregt und nicht ängstlich. Ich bin einfach auf dieser Ebene gewachsen und bin mir meiner selbst und meiner Fähigkeiten sicherer geworden.

Flora: Und man darf nicht vergessen, dass wir auf einer Bühne vor 300 Leuten gepitcht haben, darunter Bundesminister Robert Habeck, da passiert schon einiges. (beide lachen). Und jeden Tag neue Sachen zu machen und keine Angst davor zu haben, wie zum Beispiel Themen, von denen man noch nie gehört hat, wo man wirklich versuchen muss, sich eine Meinung zu bilden, versuchen, sehr schnell in diesem neuen Bereich zu arbeiten und diese Verantwortung und diese Freiheit zu haben, kreativ zu sein und einfach an tollen Sachen zu arbeiten. Das hat sich sehr verändert.

Welchen Ratschlag habt ihr für Gründer:innen?

Vanessa: Ich denke, unser wichtigster Ratschlag und das Motto, nach dem wir zu leben versuchen, ist: Seid mutig und habe keine Angst zu scheitern.

Euer Tipp: Welche Fragen sollte man sich stellen, bevor man ein Unternehmen gründet?

Flora: Man hat das vielleicht schon unzählige Male gehört, aber glaubt uns, es ist wahr:
“Habt ihr Eure Geschäftsidee wirklich geprüft? Habt ihr mit 1000 Menschen gesprochen, um wirklich zu überprüfen, ob eure Geschäftsidee wertvoll ist? Das ist das Allerwichtigste.”

Worauf seid ihr am meisten stolz, wenn es um SUMM AI geht?

Vanessa: Dass wir diese erstaunliche Gruppe von Menschen aufgebaut haben, die jeden Tag mit uns zusammen arbeiten, um unsere Mission zu erfüllen. Jeden Tag, wenn wir den Tag mit unserer täglichen Telefonkonferenz beginnen, nehmen mehr und mehr Leute teil und wir hören uns jeden Tag ihre Gedanken an. Ich denke, das ist unser größter Erfolg.

Flora: Auf jeden Fall. Und auch der Verkauf unseres Produkts an den öffentlichen Sektor in Deutschland, denn es gibt viele Leute, die daran arbeiten, den öffentlichen Sektor zu digitalisieren und für die Bürger ihres Landes zugänglicher und besser zu machen. Und ein Teil davon zu sein und dort einen Unterschied zu machen, ist sehr erfüllend und wir sind stolz darauf.

Wie habt ihr euch als Mitgründer gefunden und was ist euch bei der Zusammenarbeit am wichtigsten?

Flora: Wir haben zusammen an der TU München studiert, in einem interdisziplinären Masterstudiengang. Und das ist eigentlich einer der wichtigsten Aspekte. Also ein interdisziplinäres Team zu sein, unterschiedliche Fähigkeiten zu haben. Aber auch unterschiedliche Denkweisen. Also einige von uns sind eher visionär und mutig, andere sind eher realistisch und sehen auch die Grenzen. Diese Mischung macht ein tolles Team aus und das ist uns wichtig.

Was war euer bisheriges Highlight als Gründerinnen?

Vanessa: Ich denke für mich war es, als eines der Start-ups in der Newcomer-Gruppe für die DEHub Pitch Night nominiert zu werden und in Frankfurt auf einer Bühne vor über 300 Leuten und vor allem vor Robert Habeck und anderen Leuten aus der Politik pitchen zu dürfen. Ich denke, das war ein großer Meilenstein und ein Highlight für mich.

Flora: Und für mich war es tatsächlich so, dass ich vor ein paar Tagen in der Zeitung stand, die meine Oma jahrelang jeden Tag gelesen hat, und das hat mich wirklich stolz gemacht, denn wenn sie das gesehen hätte, hätte sie sich so gefreut!